– Anzeichen von Mobbing erkennen und unterbinden
Ein wirklich schöner Sonntag auf der Hundewiese: Die Sonne scheint, es sind bekannte Gesichter da, man plaudert über dieses und jenes, und die Hunde vergnügen sich derweil auf der Wiese. Einfacher und netter kann man seinen Hund doch nicht auslasten, zumal es ihm doch so viel Spaß macht, oder?
Allzu leicht deklariert man gemeinsames Umherlaufen als ein schönes Laufspiel, dabei interpretieren wir das Geschehen häufig völlig falsch: Während wir noch glauben, dass die Hunde miteinander spielen, findet dort schon Mobbing statt.
Aber was genau ist Mobbing und wie können wir es erkennen?
Um Mobbing erkennen zu können, ist es sinnvoll, zunächst auf die Merkmale von Spiel zu schauen.
Spiel ist geprägt von:
- Wechselseitigkeit und Rollentausch: Der Jäger wird auch mal zum Gejagten und andersherum.
- Die Hunde zeigen Spielsignale, indem sie sich z.B. selbst in eine unterlegene Position bringen (Vorderkörpertiefstellung, absichtliches Langsamwerden, Kehle präsentieren)
- Die Hunde zeigen Übertriebenheit in Bewegungen (so genannte Luxusbewegungen), Mimik (Spielgesicht) bzw. Lautäußerungen.
Bei Mobbing hingegen fehlen die genannten Signale.
Die Bewegungen sind nicht übertrieben, sondern effizient. Die Hunde begeben sich zudem nicht freiwillig in eine unterlegene Position.
Am deutlichsten erkennt man aber Mobbing auch daran, dass es sich durch Unausgewogenheit auszeichnet. Diese kann sich auf mehrere Faktoren beziehen:
Unausgewogenheit ist zum Bespiel dann vorhanden, wenn mehrere Hunde einen einzelnen Artgenossen hetzen. Hier gilt häufig der Spruch: „Drei sind einer zu viel“. Achten Sie daher gut darauf, ob sich ein Spiel verändert, wenn zu zwei spielenden Vierbeinern ein dritter hinzustößt.
Unausgewogen ist ein Sozialkontakt aber auch dann, wenn über einige Zeit kein Rollentausch stattfindet. Beobachten Sie, ob immer nur ein Hund der Jäger oder der Gejagte ist und ob dieses Miteinander auch wirklich beiden Hunden Spaß macht. Es gibt Hunde, die gerne den Hasen mimen – achten Sie aber darauf, ob auch der Jäger noch weiß, dass der Hase eigentlich ein Artgenosse ist; denn teils startet ein Jagd-„Spiel“ in freundlicher Absicht, kann aber aufgrund der ausgeschütteten Hormone kippen und so „ruppig“ werden.
Ein wichtiger Indikator, ob Ihr Hund sich noch wohl fühlt, ist zudem, ob er möglicherweise Schutz bei Ihnen sucht. Versteckt sich Ihr Hund hinter Ihren Beinen? Und wenn ja: Was tut er dort? Schießt er von dort immer wieder hervor und hält das Spiels selbst am Laufen? Oder verkriecht er sich dort und versucht nur, sich vor den „Angriffen“ des anderen Hundes zu schützen?
Ist letzteres der Fall, begehen Sie bitte nicht den Fehler und gehen davon aus, dass „die das schon unter sich ausmachen.“ Ihr Hund zeigt ein absolut erwünschtes Verhalten: Er sucht in einer Notsituation Schutz bei Ihnen.
Das Schlimmste, was Sie tun könnten, ist, ihm diesen nicht zu gewähren. So lernt er nur, dass er sich in Problemsituationen nicht auf Sie verlassen kann. Eindruck hingegen machen Sie, wenn Sie eine Konfliktsituation für Ihren Vierbeiner lösen können. Dazu können Sie natürlich zunächst mal den anderen Hundebesitzer ansprechen, und ihn darum bitten, seinen Hund zu sich zu nehmen. Ist dieser nicht einsichtig, oder vielleicht gar nicht in Sichtweite, trauen Sie sich, den anderen Hund durch Ihre Körpersprache (aufgerichtet, auf den Hund zu) und Stimmeinsatz wegzuschicken.
Diese Erfahrung wird dazu führen, dass Ihr Hund sich auch zukünftig an Sie wenden wird, wenn er ein Problem hat.
Andersherum: Haben Sie selbst einen Hund, der zeitweise gerne mobbt (und diese Exemplare sind nicht selten), sorgen Sie dafür, dass er sich Artgenossen gegenüber neutral bis freundlich verhält, bzw. nehmen Sie ihn ggfs. aus der Situation, wenn er sich einen (mental) schwächeren Artgenossen als Opfer sucht.
Bei allem bleibt: Abhängig von Alter, Rasse und individuellem Charakter haben viele erwachsene Hunde kein Interesse (mehr) daran, mit jedem fremden Hund zu spielen.
Kontaktaufnahme mit unbekannten Artgenossen bedeutet immer auch Stress, der je nach Individuum unterschiedlich gut oder weniger gut verkraftet wird.
Wichtiger als die Quantität der Hundebegegnungen ist aber immer die Qualität. Vielen Hunden tut man also eher einen Gefallen damit, wenn man in einer Gruppe mit bekannten Hunden spazieren geht, statt auf der Hundewiese ständig neue „Freunde“ zu suchen.
Beobachten Sie also sorgfältig Ihren Hund, wenn Sie mit ihm auf eine stark frequentierte Hundefläche gehen: Fühlt er sich dabei wohl, wenn er auf viele neue Hunde trifft? Macht sich dieses z.B. in seiner Körperhaltung bemerkbar? Läuft er sicher und freudig auf andere Hunde zu? Oder geht er eher geduckt? Kann er in Hundebegegnungen „bestehen“, oder wird er häufig zum Opfer? Oder „stänkert“ Ihr Hund selbst gern und zettelt Streit an?
Indem Sie diese Fragen ehrlich beantworten, können Sie am besten herausfinden, ob das Konzept Hundewiese für Ihren Hund überhaupt geeignet ist.
Bedenken Sie: Selbst, wenn Ihr Hund sozial kompetent und sicher ist, wissen Sie nicht, auf was für ein Gegenüber er dort trifft.
Daher halten Sie ein waches Auge darauf, was zwischen den Hunden passiert und trennen Sie gegebenenfalls, wenn sich Ihr Hund dabei nicht wohl fühlt.
(c) Johanna Pelz, www.miteinanderlernen.de
Supertoller Artikel, finde ich!! – gibt mir auch Sicherheit, mich bzgl. diesem Thema endlich richtig und soverän zu verhalten, besonders FÜR meine Hunde♡♡♡ Danke, weiter so!
Tierische Grüße aus dem nördl. Niederösterreich senden Euch Viktoria, Monty & Sheila
Vielen Dank für Dein Feedback und herzliche Grüße aus Solingen!
Ich finde diese Informationen auch klasse und kann endlich versuchen meinen Hund zu lesen und ggf. auch mal einzugreifen. Wie oft erwische ich mich selbst dabei, meinen Hund nicht immer zu beobachten, um mich mit anderen Hundebesitzern zu unterhalten.
Ich hoffe, ich habe nicht zu viel übersehen wärend des Toben der Hunde. Nochmals großen Dank dafür Birgit aus Bayern